Brauchen die Funkamateure eine DARC e.V. Alternative?
Im nachfolgenden Artikel nehme ich mein Recht auf freie
Meinungsäußerung gem. Artikel 5 Absatz 1 des Grundgesetzes (GG)
wahr.
Was ist eine Meinung? Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema.
Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken
anregen und das soll sie auch!
Einmal DARC e.V., immer DARC e.V.?
Ich habe den Schritt gewagt und habe meine Mitgliedschaft zum
Jahresende 2024 nach 10 Jahren
gekündigt. Ich kenne einige Funkamateure persönlich, die mit dem
DARC e.V. auch nicht sonderlich zufrieden sind eine Kündigung aber
scheuen, weil sie erhebliche Nachteile bei der Ausübung der
Freizeitbeschäftigung befürchten. Diesen
Befürchtungen möchte ich auf den Grund gehen und Alternativen
aufzeigen!
Der DARC e.V. bezeichnet sich selbst als "die größte Vereinigung
der Funkamateure in Deutschland und in Europa". Aus der
Perspektive des DARC
e.V. mag das so aussehen, die größte Vereinigung von
Funkamateuren in Deutschland und Europa sind aber in aller erster
Linie die Funkamateure als Interessenruppe selbst.
Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass
vermutlich
mehr als die Hälfte
der deutsche Funkamateure
nicht Mitglied im DARC e.V. sind und ihre Freizeitbeschäftigung, der
Teilnahme am
Amateurfunkdienst, trotzdem ohne Einschränkungen nachgehen können. Braucht
es dazu eine Mitgliedschaft in einem Verein? Ich sage nein, die
braucht es nicht und ich will hier auch aufzeigen, warum!
Leistungen des DARC (Mitglied
werden - DARC
)
- Interessenvertretung
- Ausbildung zum Funkamateur
- QSL Vermittlung
- CQDL Clubzeitschrift
- Der Ortsverband, Gemeinschaft der Funkamateure!
- Versicherungsschutz
Das war es schon. Alle anderen "Leistungen" sind nicht
offizieller Bestandteil einer Mitgliedschaft. Schauen wir uns die einzelnen
Positionen einmal genauer an.
1. Interessenvertretung
Ja, die braucht es wirklich und dafür wäre ich auch bereit,
meinen Beitrag zu leisten. Eine starke Interessenvertretung ist
absolut erforderlich. Leider beansprucht der DARC e.V. diesen Inhalt
als mehr oder weniger alleiniger Vertreter im
RTA
(Runder Tisch Amateurfunk). Die Zusammensetzung des dortigen
Vorstands lässt einiges vermuten! Und so werden dort vermutlich auch
nur die Interessen des DARC e.V. vertreten und nicht die Interessen
der Funkamateure an sich. Wer beim RTA wohl der Elefant im Raum ist?
Ganz zufällig hat der RTA die gleiche Adresse wie die DARC e.V.
Geschäftsstelle. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!
2. Ausbildung zum Funkamateur
Seit Jahren versucht sich der DARC e.V. in
der
Nachwuchsgewinnung
, leider blieb der erhoffte Erfolg bis heute
aus. Alle Anstrengungen waren nicht sehr erfolgreich. Irgendwie
fehlt eine professionelle Strategie, die bis heute nicht umgesetzt
wurde. Es fehlt aus meiner Sicht insbesondere an Funkamateuren die
bereit sind, Ausbildung auch pädagogisch professionell durchführen
zu können und bis zur Prüfung zu begleiten. Das ist ein erheblicher
Aufwand, den nicht alle Funkfreunde auf sich nehmen wollen und
können. Was
bleibt, sind noch im Aufbau befindliche
Online Angebote
,
vereinzelte Ausbildungspaten
und vereinzelte Angebote von
Ortsverbänden. Ob das reicht die Nachwuchsgewinnung
anzukurbeln und zu stabilisieren? Ich glaube es nicht!
3. QSL Vermittlung
Ein beliebtes Argument um in den DARC e.V. einzutreten oder dort zu
verbleiben, ist die im
Mitgliedsbeitrag
(105.- €) enthaltene
QSL Vermittlung
. Ja, QSL Karten sind eine schöne Sache, ich
kenne diese Karten seit meiner frühen Jugend als SWL/BCL und
hatte mich immer riesig gefreut, wenn wieder mal eine Karte mit der
Post kam. Das war aber 1975! Manchmal habe ich den Eindruck, nicht der
Bedarf an QSL Karten aus Papier triggert den QSL Vermittlungsservice des
DARC e.V.,
sondern der Service
suggeriert den Funkamateuren den Bedarf. Es gibt nichts
unpersönlicheres als eine QSL Karte aus Papier, die
ausschließlich durch einen Service bedruckt wurde.
In diesem Fall sollte doch lieber auf einen Online-QSL Service
ohne Papier zurückgegriffen werden, die es sehr zahlreich kostenlos,
aber auch
kostenpflichtig gibt. Der DARC e.V. hat diesen Sevice leider auf
Kosten der Funkamateure und der eigens betriebenen QSL Vermittlung verpasst!
Schade eigentlich!
Zu der QSL Kartenvermittlung ist noch zu sagen, dass die Nutzung
von QSL Karten aus Papier und die damit verbundene QSL Vermittlung seit
Jahren massiv abgenommen hat. Es ist nur noch eine Frage der Zeit,
wann dieser Service eingestellt wird. Immer mehr
Länder
haben diesen
Schritt schon vollzogen! Das Argument, des vermeintlich eingesparten Portos bei
der Inanspruchnahme der DARC QSL Vermittlung, ist somit auch völlig
obsolet und stammt vermutlich aus 1970! Willkommen im 21.
Jahrhundert!
4. CQDL Clubzeitschrift
Ein in die Jahre gekommenes Format, dass den Mitgliedern als
Printversion förmlich aufgezwungen wird. Als Mitglied ist es nicht
möglich, die CQDL abzubestellen und dadurch Kosten und Material zu sparen. Die
Inhalte orientieren sich überwiegend nicht an den in die Zukunft
gerichteten Erforderlichkeiten und Themen, sondern an den überwiegend
älteren DARC Mitgliedern
.
Kritische Berichterstattung
oder
brauchbare
Artikel
finden sich nur noch sehr selten. Auch hier, Chance
verpasst!
5. Der Ortsverband (OV)
"Erst im
Ortsverband kommt die starke Gemeinschaft der Funkamateure
richtig zur Geltung. Hier treffen Sie hilfsbereite Funkamateure, die
Ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen." So der DARC e.V. auf seiner
Webseite.
Da muss ich ja schon laut lachen! Als ob Funkamateure
nur im DARC Ortsverband in der Lage
wären sich gemeinsam zu treffen. Hier nimmt
sich der DARC e.V., wie so oft, einfach viel zu wichtig.
Zahlreiche Gruppierungen
und interessante Angebote außerhalb des "Dunstkreises" des DARC e.V. zeigen doch
sehr deutlich, dass es auch ohne DARC e.V. geht. Hilfsbereite
Funkamateure finden sich ebenfalls nicht nur im DARC e.V.
Ortsverband, ich habe schon dutzende dieser Funkfreunde auch ohne
Mitgliedschaft im DARC e.V. kennen und
schätzen gelernt.
6. Versicherungsschutz
Der DARC e.V. wirbt mit einer Haftpflichtversicherung gegenüber
Dritten bei der Ausübung des Hobbys und einer Unfallversicherung auf
offiziellen DARC-Veranstaltungen und auf dem Weg dorthin.
Ich persönlich kenne niemanden, der keine private
Haftpflichtversicherung hat. Eine private Unfallversicherung sollte
grundsätzlich auch dann vorhanden sein, sofern man sich einem
erhöhten Unfallrisiko aussetzt. Mich würde mal interessieren, in
wievielen Fällen der DARC e.V. Versicherungsschutz für Mitglieder
schon eingesprungen ist. Zahlen darüber gibt es leider keine.
Die immer wieder angesprochene Elektronikversicherung für das
DARC e.V. Mitglied ist optional und kostet mindestens 75.- € zuzügl.
Mehrwertsteuer im Jahr für DARC e.V. Mitglieder.
Mein persönliches Fazit
Der DARC e.V. wirbt auf seiner Webseite für eine Fülle von
Serviceleistungen
für seine Mitglieder. Was auf den ersten Blick
als verlockendes und unbedingt erforderliches Angebot erscheint, entpuppt sich schnell als
Boomerang und kann dann zu erheblichen Problemen führen, wenn man
sich zu sehr darauf einlässt.
Es ist nicht selbstverständlich, dass wir Funkamateure auf eine
Vielzahl von Frequenzen zugreifen und diese nutzen dürfen, Thema
Interessenvertretung. Leider
hatte ich persönlich in den letzten Jahren immer mehr den Eindruck,
dass die Interessen der Funkamateure immer weniger und andere
Interessen immer stärker durch den DARC e.V. vertreten wurden. Zum
Thema demokratische Strukturen im DARC e.V. und Mitwirkung der
Mitglieder am Clubleben, hatte ich mich ja schon
hier ausführlich geäußert.
Gesteuert und gelenkt wird der DARC e.V. überwiegend von der
Mehrzahl seiner älteren Mitglieder, so mein Eindruck. Da ist es
nicht verwunderlich, wenn es nur noch sehr wenige zukunftsträchtige
Entwicklungen gibt. Stillstand ist auch Rückschritt!
Geliebt und gehasst, die CQDL. Eine der wenigen Journale, die
sich noch mit dem Hobby Amateurfunk beschäftigen. Mittlerweile sehr
angestaubt und überwiegend von den DARC Mitgliedern selbst mit
Inhalten für die älteren Mitglieder gefüllt. Die bessere Alternative aus meiner Sicht ist,
Der Funkamateur
.
Ein zusätzlicher Service für die Mitglieder, auf den DARC Servern eine eigene
Homepage zu betreiben und eine E-Mail Adresse in der Form
Rufzeichen@darc.de nutzen zu können. Aber Vorsicht, spielt man mit
dem Gedanke, den DARC zu verlassen, können sich dadurch einige
Schwierigkeiten ergeben. Die E-Mail Adresse steht plötzlich nicht
mehr zur Verfügung und auf die Inhalte der Homepage kann man auch
nicht mehr zugreifen. Deshalb, Vorsicht bei der allzu intensiven
und leichtfertigen Nutzung dieser Angebote!
In den 70er Jahren "State of the Art" der Kommunikation und
Bestätigung eines QSO bei Funkamateuren untereinander, heute aber
nicht mehr zeitgemäß und auf dem absteigenden Ast, die QSL Karte aus
Papier. Da gibt es heute viele andere Möglichkeiten, wie oben
schon beschrieben, die vollständig digital abgewickelt werden können. Beim
DARC e.V. eine der effektivsten Dienstleistungen, um die Mitglieder
an den Verein zu binden. Hier macht sich der DARC e.V. die deutsche
Sammelleidenschaft zunutze. Was man hat, dass hat man! Der übliche
Gang einer QSL Karte auf Papier, einmal ansehen, ab in den Karton
und nach dem Ableben des Funkamateurs ab in das Altpapier. Traurig
aber wahr!
Wie schnell hat man sich mit "seinem" DARC e.V. identifiziert und
das möchte man natürlich auch gern zeigen. Ruck zuck ist das DARC
e.V. Logo irgendwo gepostet oder prangt auf der eigenen QSL Karte
oder auf dem OV T-Shirt
. Aber Vorsicht, das
Verwenden des
Clubabzeichens ist nur Mitgliedern erlaubt und im Falle eines
Austritts landet das teure Material im Müll! In der
Satzung
findet sich diese Regelung unter §4, allen Mitgliedern ist für die Dauer
ihrer Mitgliedschaft das Verwenden des Clubabzeichens und sonstiger vom
Vorstand genehmigter clubinterner Abzeichen gestattet. Danach halt
nicht mehr!
Das DE-Kennzeichen für SWL wird vom DARC e.V. vergeben und
verliert seine Gültigkeit mit dem Austritt aus dem DARC! Auch hier,
Vorsicht vor der allzu intensiven Nutzung, zum Beispiel online in
Foren als Benutzername oder eben auf selbst erstellten QSL Karten
auf Papier oder Online. Auch hier, gefühlte Willkür "par Excellence"!
Gibt es eine Alternative zur DARC e.V. Mitgliedschaft? Nein, die gibt es tatsächlich
nicht und sie ist auch nicht erforderlich, Amateurfunk funktioniert auch
gänzlich ohne den DARC e.V. vorzüglich! Eine Alternative,
z.B. in Form eines anderen Bundesvereins, ist überhaupt nicht
notwendig! Amateurfunk kann auch sehr gut ohne Vereinsmeierei und
gefühlter Manipulation und Beeinflussung der Funkamateure durch den
DARC e.V. betrieben werden!
Was es sicher braucht sind mehr Teilnehmer am
RTA um eben auch die Interessen der "Nichtmitglieder"
einzubringen und sich dadurch Gehör zu verschaffen. Übrigens, der RTA wurde
ursprünglich gegründet, um eine mögliche Vorherrschaft des DARC e.V. zu kompensieren. Das
ist nicht nur meiner Meinung nach
gründlich daneben gegangen
. Der DARC e.V. dominiert bereits auch
dieses Gremium!
Im Laufe der letzten 10 Jahre hatte ich für mich festgestellt,
wie aus einer sehr liberalen Freizeitbeschäftigung, der Teilnahme am
Amateurfunkdienst, immer mehr eine Art "DARC Vereinsfunk" geworden ist.
Kaum noch Funkverkehr oder andere Aktivitäten außerhalb des
Einflussbereiches des DARC e.V. (OV Abend, Contest, Relais,
Rundspruch, usw.) mit permanenter Berieselung durch
DARC Funktionsträger, wie
wichtig denn eine funktionierende Interessenvertretung für die
Funkamateure ist, die schon während der Ausbildung/Prüfung beginnt.
Und genau da liegt die große Gefahr für den
Amateurfunkdienst, dass sich ein
Monopolist, wie der DARC e.V., in seinem Elfenbeinturm immer mehr in eigenen
Interessen verstrickt und verliert. Genau das ist meiner Meinung
nach schon lange eingetreten, von einer innovativen Interessenvertretung
des Amateurfunks durch den DARC e.V. kann aus meiner Sicht gefühlt keine Rede mehr sein.
Die Teilnahme am Amateurfunkdienst ist auch
vollständig ohne eine
DARC e.V. Mitgliedschaft möglich!
vy 73 de Jürgen
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