Die Amateurfunksituation im nördlichen Schwalm-Eder-Kreis

Im nachfolgenden Artikel nehme ich mein Recht auf freie Meinungsäußerung gem. Artikel 5 Absatz 1 des Grundgesetzes (GG) wahr.

Was ist eine Meinung? Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen und das soll sie auch!


Die folgenden Ausführungen beziehen sich auf die Situation in Nordhessen und soweit von mir selbst beobachtet.

Zunächst muss ich anmerken, dass ich erst seit Juni 2014 Funkamateur bin. Das hat sowohl Vor- aber auch Nachteile. 2014 in den DARC e.V. einzutreten, war damals so klar wie die berühmte Kloßbrühe, die Ernüchterung folgte dabei aber auf den Fuß und die Enttäuschung war im Laufe der Jahre doch ziemlich groß.

Nach 10 Jahren des Stillstands ist nun Schluss mit Vereinszugehörigkeit.

Meine Interessen sind ausdrücklich nicht rückwärtsgerichtet (... damals war alles besser ...) im Gegenteil, ich beschäftige mich mehr mit den aktuellen und kommenden Themen und Techniken. Da macht sich die Gnade des späten Einstiegs in den Amateurfunk bezahlt, so hat man wenigstens keinen Ballast aus der Vergangenheit, den man mit sich rumschleppen muss. Ehrungen, Ehrennadeln, CW, Röhrengeräte, schwierigste Prüfungen vor der Oberpostdirektion, vergangene Kontesterfolge usw., kenne ich nur aus Erzählungen. Es war einmal ...

Dermaßene Unwissenheit kommt aber nicht immer gut an, insbesondere nicht bei den ewig Gestrigen unter den Funktionsträgern, die noch in großer Anzahl beim DARC e.V. vorhanden und aktiv sind. Das ist nun mal dem hohen Altersdurchschnitt der DARC e.V. Mitglieder zu verdanken, Perspektive und Attraktivität für kommende Funkamateure geht anders.

Wenig aktive Funkamateure

Ca. 15 Frequenzen auf VHF/UHF beobachte ich jeden Tag, die echten Aktivitäten in Sachen Amateurfunk sind verschwindend gering.

Insgesamt sind relativ wenige Funkamateure auf den Frequenzen zu hören, die Rufzeichenstatistiken sprechen da aber eine ganz andere Sprache. Angeblich hat der DARC e.V. mehr als 30.000 Mitglieder, ca. 60.000 personengebundene Rufzeichen sind durch die BNetzA vergeben. Da fragt man ich aber, wo sind denn die ganzen Funkfreunde bloß? Sind das überwiegend Karteileichen?

Manchmal kann man das meinen, spätestens dann, wenn die Frequenzen wie ausgestorben sind.

DARC-Vereinsfunk

Leider überwiegt der " DARC-Vereinsfunk", so sind die meisten der wenigen Gespräche "vereinsorientiert" und fallen in die Kategorie "DARC-Vereinsmeierei". Themeninhalte überwiegend über OV-Abende, DARC e.V. Aktivitäten und die übliche Selbstbeweihräucherung prägen die ohnehin seltenen Gespräche. Für Funkamateure, die nicht so DARC e.V. lastig sind, mehr oder weniger uninteressante Gesprächsinhalte. Da vergeht schnell die Lust am Amateurfunk.

Technikorientierte Gesprächsrunden, echter und technisch geprägter Amateurfunk, überwiegend Fehlanzeige!

Der DARC e.V. hat es mit Hilfe seiner Mitglieder geschafft, auf den Frequenzen omnipräsent zu sein und dem Hobby mit seiner Vereinsmeierei jegliche Spannung und jeglichen Reiz zu nehmen. Aus Sicht des Vereins sicher gut, aus Sicht der Funkamateure und des Hobbys ganz sicher nicht!

Da hat man die Mitglieder und die Funktionsträger wirklich gut "eingenordet"!

Rentnerfunk

Gehen die Vereinsthemen aus, tritt die körperliche Gesundheit der Mitglieder als Gesprächsinhalt auf den Plan, überwiegend über Funk. Es zwickt hier und da, die Galle streikt und die Hüfte will auch nicht mehr so wie sie soll. Die eigene Frau war bei der Darmspiegelung und die Behandlung beim Zahnarzt war auch nicht so erfolgreich wie erhofft. In Fachkreisen auch Rentnerfunk genannt! Spätestens an dieser Stelle wirft jeder an Amateurfunktechnik Interessierte das Mikrofon so weit weg wie es irgend geht. Herzlichen Glückwunsch zum erfolgreichen Stuhlgang vor dem DARC Wort zum Sonntag!

Lieblingslektüre ist neben der ziemlich überholten Vereinszeitung "CQDL" vermutlich die Apothekenrundschau!

Das (DARC) Wort zum Sonntag

Eine extrem liebgewonnene Tradition ist das "DARC e.V. Wort zum Sonntag", nach dem man die Uhr stellen kann. Sonntag morgens treffen sich viele DARC e.V. Mitglieder auf VHF/UHF, um sich traditionsgemäß und intensiv über DARC e.V. Themen auszutauschen, nennt sich dann OV Runde (OV = DARC Ortsverband).

Vereinsfunk unter Aufsicht, Moderation und Anleitung "par excellence".

Irgendein "DARC-Funktionsohr" hört immer mit (...die Headquarters sind ja nicht weit...) und manchmal habe ich den Eindruck, dass sich die Teilnehmer mit ihrer eigenen Meinung doch sehr zurückhalten, um nicht beim vorgesetzten Funktionsträger oder dem DARC-Funktionsohr anzuecken. Das geht sehr schnell und sorgt für gehörigen Unmut im OV! Also immer schön im DARC Gleichklang argumentieren und sich selbst beweihräuchern. Im Hintergrund der Diskussionen werden zwischen den Eliten noch gern Informationen über Parallelkanäle (z.B. Matrixchat, usw.) ausgetauscht.

Multikanalkommunikation nennt man das glaube ich ....


Bildquelle: https://clipart-library.com (License - personal use)

Nicht wortgleicher O-Ton eines Vereinsfunktionärs über Funk: "Ach war das wieder eine tolle und erfolgreiche DARC Veranstaltung ..... die Teilnehmer waren begeistert, ich bin wirklich sehr dankbar, glücklich und sehr zufrieden! Wir sind Männer des DARC!"

Na dann ...

Was soll man denn auch anders sagen wenn der DARC-Gruppenzwang über Funk einsetzt? Da fragt man sich, ob denn aus dem DARC e.V. mittlerweile so etwas wie eine Religion für Funkamateure geworden ist, so eine Art "Scientology Church" für Vereinsfunker (DARCtology Church)?

Manchmal habe ich diesen Eindruck, dass insbesondere die DARC-Funktionsträger kaum noch in der Lage oder Willens sind, außerhalb der DARC e.V. Blase, die sie umgibt und in der sie wohl gefangen sind, zu agieren und zu denken.

Möge die "DARCtology Church" mit euch sein ....


Bildquelle: Cartoons – « Guys Cartoons

Relaisstationen (DB0MEG, DB0EON, DB0HRR, DB0HRM, usw.)

Es gibt doch einige erreichbare Relaisstationen in der Umgegend, die die DARC e.V. Mitglieder mit ihren Mitgliedsbeiträgen finanziert und aufgebaut haben. Da der DARC e.V. ja ein gemeinnütziger Verein ist, stehen diese Relaisstationen ausdrücklich allen Funkamateuren zur Verfügung, auch den Nichtmitgliedern. Würde der DARC e.V. das nicht zulassen, dann verlöre er den Status der Gemeinnützigkeit und es kämen heftige Steuernachzahlungen auf ihn zu.

Leider aber auch hier, wenig Betrieb und wenn, dann überwiegend Vereins- oder Rentnerfunk. Manchmal auch in Kombination ...

Organisierte Funker

Ein schlimmer Begriff, dazu wurde ich auch schon mehrfach befragt, ob ich denn "organisiert" sei. Organisiert bin ich, aber dazu brauche ich ganz sicher keinen Verein (mehr). Das bekomme ich selbst hin!

Es ist schon mehr als lästig, wenn die Vereinsgängelei schon kurz vor der Prüfung an den BNetzA Standorten beginnt und die potentiellen Teilnehmer dort schon mehr oder weniger zu einer Mitgliedschaft genötigt werden, die dann auch noch permanent anhält. Willst Du denn nicht mal zum OV-Abend kommen und Mitglied werden? Selbst erlebt und auch schon mehrfach von Prüfungsteilnehmern gehört. Spätestens in diesem Moment wird die freie und liberale Gemeinschaft der Funkamateure durch den DARC e.V. aktiv in Mitglieder und Nichtmitglieder gespalten.

Eine wie ich finde bedenkliche Entwicklung für den Amateurfunkdienst!

Der Ortsverband (OV)

Natürlich stark geprägt vom traditionellen Geist des DARC e.V., Vorstand, Vorsitzender, Protokoll, Vereinstermine, Vereinsthemen, wenig Raum für Neues oder Veränderungen, 70er Jahre Kneipenflair, unbequeme Holzstühle, muffiger und abgestandener Kneipengeruch, steife Atmosphäre, Currywurst, Pommes und alkoholfreies Hefeweizen. Immer wieder der gleiche Trott, OV-Abende beim DARC e.V. sind halt ziemlich konservativ!


Symbolbild, alte Kneipe der 70er Jahre

Auch die "Vereinsaufsicht" aus Baunatal ist oft vor Ort und sieht nach dem Rechten, in kritischen und besonderen OV-Situationen auch mal ganz zufällig! Trotzdem, viele nette Funkfreunde, aber insgesamt wenig Amateurfunk, zu wenig wie ich finde. Die Vereinsmeierei dominiert und bestimmt den Abend. Selbstbeweihräucherung, Ehrungen, Termine, Arbeitseinsätze und DARC Konteste, da geht viel Zeit für drauf, die beim echten Amateurfunken fehlt.

OV Abend war schon immer so und wird vermutlich auch immer so bleiben! Zuviel DARC e.V., zu wenig Amateurfunk.

Ich erinnere mich an die geniale Idee eines hohen DARC-Funktionsträgers, am OV-Abend den Hessenrundspruch und/oder die OV-Nachrichten zu verlesen. Eine wirklich revolutionäre Idee, die "unglaubliche Zustimmung" bei den Teilnehmern auslöste!

Irgendwann ist es aber auch mal gut!

Der Hessenrundspruch

Der Dinosaurier unter den DARC e.V. Aktivitäten, der traditionelle DARC Rundspruch für Hessen. Seit Jahren dasselbe Format, seit Jahren mehr oder weniger dieselben Inhalte und die gleichen Lobeshymnen auf den Verein. Ich kann es nicht mehr hören und bin deshalb auch schon seit Jahren kein Zuhörer mehr.

Häufigste Meldung im Hessenrundspruch, "Aus dem Distrikt Hessen (F) gibt es diesmal keine Meldungen!"

Wie und was soll auch gemeldet werden? Es gibt schlicht nicht viel zu melden!

Fazit

Diese Art von Amateurfunk ist langweilig und veraltet, rückwärtsgerichtet, überholt und traditionell, wenn man denn DARC e.V. Mitglied ist und sich die "Ziele des Clubs" zu eigen macht, so wie die Satzung des DARC e.V. das von den Mitgliedern verbindlich einfordert (§ 3 Abs. 4 DARC e.V. Satzung) .

Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.

Sich eine Meinung oder Vorgabe ungeprüft zu eigen zu machen ist mir völlig fremd! Das hat schon was von blindem Gehorsam und per Satzung eingeforderter Loyalität gegenüber dem Verein.

Loyalität muss man sich verdienen.

2014 bin ich mit völlig falschen Vorstellungen und Erwartungen in den 4 Buchstabenverein eingetreten, dementsprechend groß war die Enttäuschung in den letzten 10 Jahren. Für eine solch überholte Vereinsarbeit bin ich gänzlich ungeeignet, da mir dazu die jahrzehntelange DARC-Vereinsvergangenheit fehlt. Da können vermutlich nur die Mitglieder mithalten, die für 40, 50 und 60 Jahre Mitgliedschaft geehrt wurden und nicht nur wegen der vielen Ehrennadeln und Auszeichnungen kaum noch laufen können.

Man darf halt nicht zu viel erwarten!

Die Mitglieder finanzieren den Verein, füllen ihn mit Leben und was macht der Verein daraus? "Alles für den Dackel, alles für den Club, unser Leben für den Hund! " In abgewandelter Form, "Alles für den Vorstand, alles für die Mitgliedschaft, unser Leben für den DARC e.V.!" Das der DARC e.V. als NGO so omnipräsent die Kontrolle über den Amateurfunkdienst und die Funkamateure übernommen hat, ist ziemlich erschreckend!

Brauche ich nicht!

Das es auch anders geht, zeigen die vielen kleineren Amateurfunkvereinigungen, die sich parallel zum DARC e.V. entwickelt und etabliert haben. Da werden die Dinge umgesetzt und praktiziert, für die beim DARC e.V. weder Verständnis noch Raum vorhanden ist.

Und so freut man sich besonders über jeden nicht organisierten Funkamateur den man hört, dem Vereinsmeierei und Vereinsthemen fremd sind, auch völlig unabhängig vom Alter, Geschlecht, politischer oder religiöser Ausrichtung. Dabei kommen immer wieder sehr schöne Gespräche und Kontakte heraus, die neben den seit Jahrzehnten festgefahrenen Vereinsthemen der Vereinsfunker eine wahre Wohltat sind!

Ich persönlich freue mich über jeden Funkkontakt und jedes Gespräch, ob Vereinsmitglied oder nicht, aber bitte nicht die permanente und schon penetrant aufdringliche Vereinspolitik des 4 Buchstabenvereins. Der Amateurfunkdienst ist ein technisch-wissenschaftlicher Funkdienst und das ist auch primär meine Intention, warum ich daran teilnehme. Vereinsmeierei ist es ganz sicher nicht!

Amateurfunk ja, Funkamateure ja, Vereinsfunk und Vereinsmeierei nein danke.

vy 73 de Jürgen
DL6WAB