Warum der Amateurfunk so an Traditionen hängt?

Im nachfolgenden Artikel nehme ich mein Recht auf freie Meinungsäußerung gem. Artikel 5 Absatz 1 des Grundgesetzes (GG) sowie das Zitatrecht gem. § 51 Urheberrechtsgesetz (UhRG) wahr.

Was ist eine Meinung? Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen und das soll sie auch!


Über den Amateurfunk als ein in der Tradition gefangenes Hobby, hatte ich ja schon berichtet. Warum das aber so ist, versuche ich in diesem Artikel zu beleuchten.

Der Amateurfunk wirkt aus meiner Sicht “in der Tradition gefangen”, weil seine Wurzeln fest mit den frühen Pionierzeiten der drahtlosen Kommunikation verbunden sind und die Gemeinschaft stark von historischen Prinzipien, Technikbegeisterung und praktischer Selbsthilfe geprägt ist. Die Wurzeln des Amateurfunks reichen bis ins späte 19. Jahrhundert zurück, als Wissenschaftler wie Heinrich Hertz die Grundlagen elektromagnetischer Wellen legten und Guglielmo Marconi die Drahtloskommunikation vorantrieb.

Diese frühen Entdeckungen prägen noch heute das Selbstverständnis vieler Funkamateure.

Von Beginn an bildeten sich Vereinsstrukturen, Clubstationen und lokale Netzwerke, in denen Technikbegeisterte gemeinsam experimentierten, sich austauschten und voneinander lernten. Diese kollektive Lern- und Tüftelkultur ist ein wesentlicher Bestandteil der Tradition des Hobbys.

Daran hat sich bis heute nichts geändert!


Picture KI generated - Die Amateurfunktradition

Funkamateure bauen Verbindungen unabhängig von kommerziellen Telekommunikationsdiensten auf und arbeiten mit eigenen Geräten, Antennen und Protokollen, eine Praxis, die als Kern der traditionellen Faszination gilt. Respekt vor den technischen Grundlagen, Hilfsbereitschaft innerhalb der Community und der Fokus auf praktische Fertigkeiten spiegeln klassische Normen wider, die seit Jahrzehnten bestehen.

Trotz moderner Übertragungstechnologien bleibt das Grundprinzip der Funkkommunikation (Funkwege, Sendeleistung, Antennenpraxis, Protokolle) gleich, sodass neue Entwicklungen oft durch das historische Verständnis verdrängt werden. Treffen, Clubstationen, Wettbewerbe (Conteste) und DIY-Projekte sind weiterhin zentrale Aktivitäten, die das „Traditionsgefüge“ des Amateurfunks zwar stärken aber wenig Raum für Innovation bieten, sondern Innovation und Entwicklung eher noch behindern.

Neue Technologien, digitale Modulationsformen und Satelliten-/IOT-Anwendungen erweitern das Spektrum und ziehen jüngere Teilnehmende zwar an, doch oft bleibt der starke Bezug zu den historischen Lern- und Experimentierpraktiken erhalten. Diese Mischung erklärt gut, warum der Amateurfunk „in der Tradition gefangen“ wirkt, er trägt sein historisches Ethos weiter, auch wenn sich die Werkzeuge und Kommunikationsformen stetig modernisieren.

Der Amateurfunk gilt deshalb als in seiner Tradition verwurzelt, weil er noch immer jene Prinzipien verkörpert, die ihn seit über hundert Jahren prägen. Technisches Experimentieren, Selbstbau und weltweite Kommunikation ohne kommerzielle Infrastruktur. Diese Tradition signalisiert jedoch mehr Stillstand als Fortschritt. Viele Funkamateure kombinieren heute klassische Betriebsarten wie CW oder SSB mit digitalen Verfahren, Software-Defined Radio und vernetzten Systemen. Der Reiz liegt dabei nicht im Nostalgischen, sondern im Spannungsfeld zwischen Bewahren und Erneuern, zwischen analoger Ursprünglichkeit und digitaler Präzision.

So bliebe der Amateurfunk gleichzeitig ein Stück lebendige Technikgeschichte und ein offenes Labor für die Zukunft der Kommunikation.


Picture KI generated - Das moderne Amateurfunklabor

Leider gelingt es nur wenigen Funktionsträgern des DARC e.V., genau diesen Zusammenhang zu vermitteln. Vielmehr ist es oft so, dass gerade die älteren OM, die ihre Zulassung in den ~ 1970 Jahren erworben hatten, heute das Bild des Amateurfunks immer noch prägen und es nach ihren Vorstellungen aus der Vergangenheit heraus gestalten. Es ist genau diese Tatsache die dafür sorgt, dass der Amateurfunk "in der Tradition gefangen wirkt", weil er überwiegend nach außen auch so dargestellt wird.

Dabei hat er doch so sehr viel mehr zu bieten als nur Tradition.

Es wird nicht ausreichend sein hier und da an einer Stellschraube zu drehen oder hier und da einen Funktionsträger neu zu berufen, all das wird nicht genügen, dem Amateurfunk einen neuen und modernen Anstrich zu geben. Nicht die Tradition darf im Vordergrund stehen, sondern die Zukunftsvisionen und Perspektiven müssen es.

Daran krankt die gesamte organisierte Amateurfunk Community, allen voran der DARC e.V., der genau dieses konservative Bild fördert und pflegt.

Wer funkt, bewegt sich auf denselben Bändern wie die Pioniere des 19. Jahrhunderts, nutzt aber heute digitale Betriebsarten, Software Defined Radio und weltweite Online-Logbücher. Tradition ist deshalb im Amateurfunk eher ein Bremsklotz, als eine attraktive Rahmenbedingung. Die alten Regeln, die Frequenzen und das gemeinsame Ethos (Ham Spirit) der weltweiten Gemeinschaft bleiben, die Werkzeuge ändern sich.

So entsteht ein Hobby, das sich seinem Erbe so sehr verpflichtet fühlt und deshalb überwiegend ein Spielplatz für die ist, die diese Tradition so sehr lieben und so sehr an ihr hängen.


Picture KI generated - Der Generationenkonflikt - FT8 ist Teufelswerk! :-)

Amateurfunk ist ein Hobby, das wie kaum ein anderes zwischen Vergangenheit und Zukunft pendelt. Während draußen längst Glasfaser, 5G und Streaming dominieren, sitzen Funkamateure vor Geräten, die aussehen wie aus einer anderen Epoche. Die Szene pflegt überwiegend ihre Traditionen, CW über Kopfhörer, das vertraute Knistern im Lautsprecher, handgeschriebene Logbücher oder liebevoll restaurierte Transceiver, die schon seit Jahrzehnten im Shack stehen. Gleichzeitig werden aber auch Antennen mit Simulationssoftware optimiert, Signale von kleinen Satelliten ausgewertet und Funkstationen über winzige Rechner gesteuert.

Von außen betrachtet wirkt dieser Mix insgesamt aber „altmodisch“, tatsächlich stellt er sich dar wie ein "Technikmuseum zum Mitmachen" .

Solange der DARC e.V. und seine Funktionsträger die Funkamateure (Mitglieder) weiterhin beeinflusst und manipuliert und nicht die Funkamateure (Mitglieder) den Verein formen und ihn gestalten, wird sich an dieser Situation auch nichts ändern.

Deshalb bleibt den neuen Funkamateuren (Entry, DN9) auch nur zu raten, sich nicht in der Tradition des Amateurfunks zu verlieren, sondern die Zukunft im Auge zu behalten und eigene Erfahrungen zu sammeln. Dabei können euch auch ältere aber weltoffene Funkamateure sicher unterstützen, lasst euch dabei aber nicht das Heft aus der Hand nehmen und in den Abwärtsstrudel der Tradition locken, insbesondere nicht vom 4 Buchstabenverein !

Tradition könnt ihr später noch erkunden, wenn euch danach ist!

vy 73 de Jürgen
DL6WAB

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