Warum Amateurfunk immer noch faszinierend sein kann

Im nachfolgenden Artikel nehme ich mein Recht auf freie
Meinungsäußerung gem. Artikel 5 Absatz 1 des Grundgesetzes (GG)
sowie das Zitatrecht gem. § 51 Urheberrechtsgesetz (UhRG) wahr.
Was ist eine Meinung? Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema.
Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken
anregen und das soll sie auch!
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als ich als kleiner
Junge im zarten Alter von ungefähr zwei Jahren, das erste Mal unsere
Musikbox einschaltete und zahlreiche fremde Stimmen aus den
Lautsprechern hörte. Mir war damals nicht klar um was es sich
handelte, aber es faszinierte mich, bis heute! Radio war in dieser
Zeit das unidirektionale Internet, manchmal auch bidirektional, wenn
die Redaktion auf der anderen Seite der Lautsprecher einen Weg per
Brief oder Postkarte eröffnete.
Mein Einstieg in die faszinierende Welt der (Rund-)Funktechnik …
:-)

Der Autor ~ 1963 und die Musiktruhe, die mein Leben
und meinen Werdegang massiv beeinflussen sollte!
Amateurfunk kann heute aber weit mehr als ein
nostalgisches Relikt aus der Zeit vor dem Internet sein, je nachdem,
wie man sich diese Freizeitbeschäftigung gestaltet und ausübt. Für viele
Menschen auf der ganzen Welt ist der Amateurfunk bis heute eine Leidenschaft, ein
technisches Experimentierfeld und eine internationale Gemeinschaft.
Doch was genau macht den Amateurfunk immer noch so faszinierend?
Im Zentrum des Amateurfunks steht etwas, das unsichtbar und doch
unglaublich kraftvoll ist, die elektromgnetische Welle, auch Funkwelle
genannt. Mit ihr kann man, ganz
ohne Satelliten oder Internetverbindung, über Kontinente hinweg
und sogar im Weltall kommunizieren. Je nach Frequenzband, Tageszeit und Wetterbedingungen
können Signale tausende Kilometer, aber auch Lichtjahre weit getragen werden.

Bildquelle: NASA Deep Space Network -
DSN Now!

Dieses Wissen um die physikalischen Zusammenhänge, die richtige
Antenne, die Wahl der Frequenz und die Freude, wenn eine weit
entfernte Station das eigene Rufzeichen zurückmeldet, all das
erzeugt dieses unglaubliche Gefühl der Entdeckung und Verbindung mit
der ganzen Welt, das kaum eine andere Technik in dieser Form bieten kann
und das man selbst erlebt haben muss.
Während moderne Kommunikation oft unsichtbar in digitalen
Black Boxes verschwindet, ist der Amateurfunk etwas, das man selbst
bauen, messen und verstehen kann. Funkamateure experimentieren mit
Sendern, Empfängern, Antennen und digitalen Übertragungsverfahren.
Sie lernen, wie elektromagnetische Wellen funktionieren, wie man
Störungen vermeidet und wie Technik im Detail zusammenspielt.
Genau diese
aktive Auseinandersetzung mit Physik und Elektronik fördert
technisches Denken und Kreativität, egal, ob man eine portable
Antenne für den Berggipfel entwirft oder digitale Daten über
Kurzwelle überträgt.
Amateurfunk kennt keine politischen,
sprachlichen oder kulturellen Grenzen. Wenn jemand in Japan, Kanada
oder Südafrika auf derselben Frequenz arbeitet, kann daraus ein
spontanes Gespräch entstehen, meist in einer Mischung aus Englisch,
Technik-Jargon und Kürzeln, die alle Funkamateure verstehen.
Diese
internationale Freundschaft ist ein zentraler Aspekt des Hobbys.
Viele Funkamateure sammeln sogenannte "QSL-Karten" als Bestätigung ihrer
Kontakte, kleine Zeugnisse globaler Begegnungen, die oft persönliche
Geschichten erzählen.

APRS Verbindung mit der ISS 2017
Der Amateurfunk kann auch
eine ernste Seite haben, in Katastrophenfällen z.B., wenn
Mobilfunknetze und Internet zusammenbrechen, bleibt der Funk oft das
einzige funktionierende Kommunikationsmittel. Funkamateure bilden
weltweit Notfunkgruppen, die Behörden bei der Koordination von
Hilfseinsätzen unterstützen. Diese Fähigkeit, völlig unabhängig von
kommerziellen Infrastrukturen zu kommunizieren, verleiht dem Hobby
eine gesellschaftliche Bedeutung, die weit über das private
Interesse hinausgehen kann.
Was den Amateurfunk besonders lebendig hält, ist seine
Innovationskraft. Früher dominierte die Morsetaste und
die Röhrentechnik den Amateurfunk, heute kombinieren Funkamateure analoge Technik mit
modernen Computern, betreiben digitale Sprachübertragung sowie eigene
Satelliten und wickeln sogar Funkverbindungen über den Mond (EME –
Earth-Moon-Earth) ab. Neue Betriebsarten wie FT8 oder C4FM zeigen,
wie dynamisch das Hobby ist und sich ständig weiterentwickelt.
Der
moderne Funkamateur von heute ist gleichzeitig Elektroniker,
Hochfrequenztechniker,
Programmierer und Forscher.

Bildquelle: icomeurope.com - ICOM IC 7760
Amateurfunk ist ein Hobby, das
Kopf und Herz gleichermaßen fordert. Er verbindet technisches Wissen
mit Kreativität, Entdeckergeist und
Gemeinschaftssinn. Wer sich
darauf einlässt, öffnet nicht nur eine Tür zu faszinierender
Technik, sondern auch zu einer Welt voller Begegnungen und
Lernmöglichkeiten.
Vielleicht ist es genau das, was den Reiz des Amateurfunks
im 21. Jahrhundert ausmacht, die Freude daran, in einer zunehmend vernetzten, aber oft
auch anonymen Welt echte, direkte und selbst geschaffene
Verbindungen ohne fremde Infrastruktur und ohne Fremdbestimmung herzustellen, von Mensch zu Mensch, über jede
Entfernung hinweg.
vy 73 de Jürgen
DL6WAB
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