Projekt T2FD Antenne

Seit kurzer Zeit bin ich im Besitz einer gebrauchten T2FD Antenne (WD-330s) von Diamond. Ich hatte mir diese Antenne zugelegt, weil sie nur 10 m Aufbaulänge hat und somit perfekt im 11 m langen Dachboden untergebracht werden kann. Zufällig ergab sich die Gelegenheit so eine Antenne preiswert zu erwerben.

Zunächst war ich über die gute Verarbeitungsqualität erstaunt. Die Antenne war auch noch fast neu, da der Vorbesitzer nicht sonderlich zufrieden damit war und sie nur zu Testzwecken genutzt hatte. Vermutlich war sie auch nicht lange an der frischen Luft, bei mir kommt sie ja "Inhouse" zum Einsatz.

Mein Erfahrungsbericht soll keine wissenschaftliche Abhandlung mit komplizierten Formeln und Strahlungsdiagrammen werden, sondern ein Praxisbericht über eine Antenne, über die die unterschiedlichsten Meinungen die Runde machen. Von „Dummyload“ bis „Wunderantenne“ ist alles dabei. Was ist dran an der WD-330s (s = short)?

Welche Drahtantenne kommt in Frage, wenn man nur ca. 10 m Platz zum Aufhängen hat? Da bleibt nicht viel übrig, wenn man auf den Standardbändern (2 – 28,6 MHz) Funkbetrieb machen möchte.

Spätestens jetzt eröffnen sich dem nach einer Lösung suchenden Funkamateur dutzende von unterschiedlichen Meinungen und Empfehlungen. End Feed, Trap Dipol, abgewinkelte Dipole, Slinky Antenne, Magnetic Loop usw., die alle ihre Vor- und Nachteile haben, aber alle auch immer Kompromissantennen sind, darüber muss man sich im Klaren sein. Selbst Dipole, die mit dem ATU angepasst werden müssen oder mit Traps oder Verlängerungsspulen arbeiten, sind Kompromissantennen und haben aufgrund dieser Bauart auch Verluste.

Warum nicht mal eine T2FD ausprobieren und zwar die mit nur 10 m Länge? Es gibt von Diamond auch noch eine 25 m Version (WD-330, 2 – 30 MHz, Bild 1a), aber bei verfügbaren 25 m würde ich mich vermutlich nicht für eine T2FD entscheiden. Aber, 25 m stehen mir nicht zur Verfügung, sondern nur 10 m, damit muss ich klarkommen.

T2FD steht für „tildet, terminated, folded Dipole“, also „geneigter, abgeschlossener, gefalteter Dipol“. Wenn man sich die Antennenskizze (Bild 1) genau ansieht, kann man erkennen, dass die wieder nach innen gefalteten Dipolschenkel tatsächlich eine Länge von zweimal 10,5 m haben und direkt über der Einspeisung über den Abschlusswiderstand miteinander verbunden sind. 

 
Bild 1, Antennenskizze WD-330s (10m Länge)


Bild 1a, Antennenskizze WD-330 (25m Länge)

Die Antenne hat tatsächlich nur eine Spannweite von 10 m und kann sowohl als Dipol, aber auch als „Inverted V“ oder als Slooper aufgehängt werden. Dabei wiegt sie nur 1,7 kg und verträgt laut Hersteller 150 W. Auffällig ist der große Abschlusswiderstand, der über dem PL Anschluss (Einspeisung) thront. Die Antenne kann direkt mit Koaxialkabel gespeist werden.

Ich habe die Antenne gebraucht gekauft und im ca. 3 m hohen Dachboden als „Inverted V“ gespannt um zumindest in die Nähe von Rundstrahlcharakteristik zu kommen.

Jetzt kommt der miniVNA zum Einsatz, ich will mal sehen, wie sich das SWR der Antenne im so montierten Zustand darstellt.


Bild 2, SWR gesamter HF Bereich


Bild 2a, Im Vergleich dazu meine (noch) nicht besonders gut abgestimmte GPA50 (80, 20, 15 und 10m).

Und tatsächlich sieht mein ermitteltes SWR Diagramm fast genauso aus wie das Diagramm, welches der Hersteller mitliefert. Im gesamten HF Bereich ein SWR immer besser als 3:1.

 
Bild 3, SWR Angaben von Diamond

Das 80 m Band interessiert mich im Detail, wie sieht es da mit dem SWR aus?

 
Bild 4, SWR auf 80 m

Das SWR für 80 m ist ja nahezu perfekt, ähnlich auch für 60 m, auch da ist die Antenne also durchaus zu verwenden.


Bild 5, SWR auf 60 m


Bild 5a, selbst auf 160m noch ein SWR unter 3:1

Genug der Theorie, wie schlägt sich die Antenne in der Praxis?

Als ich in unserer Ortsrunde erwähnte, dass ich demnächst eine T2FD mit 10 m Länge ausprobieren möchte, viel sofort der Begriff, „Das ist ein Dummy Load, damit wirst Du keine Freude haben!“. Ich bin mir bewusst, dass diese Antenne nicht der „Bringer“ ist, sie hat aber einen nicht zu unterschätzenden Vorteil, sie passt perfekt in meinen 10m langen Dachboden! Was nutzt mir ein 40 m langer Lambda/2 Dipol für das 80 m Band, der zweifelsohne wesentlich effektiver ist als eine T2FD, den ich aber nirgendwo spannen kann? Mein Motto muss also lauten, lieber eine Kompromissantenne als gar keine Antenne.

Erster Test

Da ich überwiegend mit digitalen Betriebsarten unterwegs bin, erfolgten meine ersten Tests unter Verwendung von FT4/8 und VarAC.

Und so beginne ich mit der T2FD zu experimentieren, zuerst auf den oberen Bändern (10 – 20 m und WARC) und dann arbeite ich mich über 40 und 60 m in Richtung der 80 m vor. Was mir sofort auffällt, die Antenne ist gegenüber meiner vertikalen GPA50 im Empfangsbetrieb wesentlich ruhiger, bei fast gleichen Empfangsfeldstärken, da schneidet die GPA50 auf den ersten Blick besser ab. Der Schein trügt aber etwas, da die T2FD in vielen Fällen ein etwas besseres SNR (signal-to-noise ratio) gegenüber der GPA50 hat!

Einen meiner ersten Tests möchte ich hier darstellen. Nachtbetrieb am 02.07.2022 auf 80 m in WSPR mit 2 Watt. Jetzt war ich sehr gespannt, was da wohl bei rauskommt?


Bild 7, Ausbreitungskarte wspr.net

Am Morgen war ich doch ein wenig überrascht. Obwohl deutlich reduzierter Wirkungsgrad im 80 m Band und nur 2 Watt Leistung, schlägt sich die T2FD doch recht brauchbar für meine Anwendungen.

 
Bild 8, „Heard by“ und „Hearing“ Auflistung von wspr.net

FT8 Ausbreitungskarten

Parameter: FT8, 30 W, ohne Antennentuner, nachmittags, jeweils ca. 5 Minuten Betrieb


60m


40m


30m


20m


17m


15m


12m


10m

WSPR Ausbreitungskarten

Parameter: WSPR, 5 Watt, ohne Antennentuner, nachts, ca. 8 Stunden Betrieb


20m


20m


30m


30m


40m


40m


80m


80m


160 m (Die WD-330 s, kurze 10m Version, ist für 160m nicht vorgesehen!)


160m

Mein persönliches Fazit

Die T2FD ist ausdrücklich keine Wunderantenne, sie ist ein auf 10 m Länge reduzierter Antennenkompromiss, mit dem man auf allen (wirklich allen) HF Bändern Funkbetrieb machen kann, mit ihren bauartbedingten Vor- und Nachteilen und einem deutlich reduzierten Wirkungsgrad von 60 bis 80 (160) m.

Wenn die Platzverhältnisse nicht viel zulassen, ist diese Antenne natürlich eine sehr gute Alternative zu gar keinem Funkbetrieb. Einem Vergleich mit Fullsize Delta Loop oder Lambda/2 Dipolen kann diese Antenne nicht standhalten, dafür ist sie einfach zu kurz. So ein Vergleich ist auch nicht realistisch, der Begriff „Dummy Load“ für diese Antenne, ist aber auch irgendwo nicht angebracht. Meine T2FD bleibt montiert, ich bin mit ihr zufrieden, den überwiegend schlechten Ruf hat sie nicht verdient, dafür überwiegen ganz einfach die vielen Vorteile, die diese Antenne bietet!

Positiv

  • nur echte 10 m Aufbaulänge!

  • kein Antennentuner erforderlich, funktionierte bei mir auf allen Bändern auch ohne!

  • sehr ruhiges Empfangsverhalten, die ideale SWL Antenne

  • sehr breitbandig, insbesondere für 80, 60 und 40 m ideal

  • gute und stabile Fertigungsqualität (Diamond WD-330s)

  • PL Anschluss für 50 Ohm Koaxialkabel, Einspeisung über 1:6 Balun

  • ideal für Frequenzhopping (ALE, VARA usw.)

  • mehrere Möglichkeiten der Montage (Dipol, Slooper, Invertet V) sowohl senkrecht als auch waagerecht montierbar

  • als Inverted V fast Rundstrahlcharakteristik

  • gesamter HF Bereich (80 – 10 m) wird abgedeckt, inkl. das 60 m Band und die WARC Bänder 12, 17 und 30 m

  • von 10 – 30 m gute Ergebnisse, auch DX, insbesondere 10, 12, 15 und 17 m sehr gut

  • 40 m noch brauchbare Ergebnisse, insbesondere Europaverkehr und NVIS

 Negativ

  • von 60 – 80 (160) m deutlich reduzierter Wirkungsgrad, aber noch nutzbar

  • schlechtes, aber meiner Meinung nach unbegründetes Image

  • relativ hoher Neupreis, ab 185.- € bei verschiedenen Händlern.

PS: Der Selbstbau so einer Antenne ist durchaus auch möglich, Voraussetzung man findet einen passenden Abschlusswiderstand.

Links

http://www.ankahe.de/T2FD%20Antenne.html (Bauanleitung)

https://www.classicinternational.eu/_clientfiles/manuals/diamond-wd330s-t2fd.pdf (Bedienungsanleitung Diamond)