Was ist eine automatisch arbeitende Amateurfunkstelle?

Im nachfolgenden Artikel nehme ich mein Recht auf freie
Meinungsäußerung gem. Artikel 5 Absatz 1 des Grundgesetzes (GG)
wahr.
Was ist eine Meinung? Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema
und hier in diesem Fall, ausdrücklich keine Rechtsberatung nach
Rechtsdienstleistungsgesetz (RDG).
Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken
anregen und das soll sie auch!
Sie schießen im Moment wie Pilze aus dem
Boden, Meshcom Nodes fluten das 70cm Band in ganz Deutschland. Eine
wirklich erfreuliche Entwicklung, endlich mal wieder Aktivität auf
VHF!

Eine Begleiterscheinung dieser Nodes ist aber
auch die Tatsache, dass sie automatisch arbeiten. Was
bedeutet das für den betreibenden Funkamateur?
Eine automatisch arbeitende Amateurfunkstelle
(AFuSt) ist eine Funkstelle, die fernbedient oder selbstständig
Aussendungen auf Amateurfunkfrequenzen erzeugt. Dabei muss sie, gem.
§ 2 Nr. 4 Amateurfunkverordnung (AFuV), aber unbesetzt sein, um als
solche zu gelten!
Verordnung zum Gesetz über den Amateurfunk
(Amateurfunkverordnung - AFuV)
§ 2 Begriffsbestimmungen
4. [eine] "fernbediente oder automatisch arbeitende Amateurfunkstelle"
[ist] eine unbesetzt betriebene Amateurfunkstelle, die fernbedient oder
selbsttätig Aussendungen erzeugt (Relaisfunkstellen, Digipeater,
Funkbaken usw.);
(Eckige Klammern in Ergänzung durch den Autor)
Schauen wir uns das in der Praxis mal an, wir
betrachten zunächst eine FT8 Amateurfunkstelle. Der Operator
(Funkamateur) sitzt
vor seinem PC und WSJT-X wickelt mehr oder weniger vollautomatisch
(Autosequenzer) das QSO ab. Handelt es sich dabei um eine automatisch arbeitende
Amateurfunkstelle? Ich meine nein, da die AFuSt ja nicht unbesetzt
ist, der Funkamateur als Operator ist ja vor Ort!
Anders sieht es aus, wenn eine AFuSt
vollständig automatisiert per WSJT-X Skript Funkverkehr abwickelt
und der Operator (Funkamateur) nicht vor Ort ist. Dann sind die Anforderungen an
die automatisch arbeitende Amateurfunkstelle erfüllt.
Ähnlich verhält es sich mit MeshCom Nodes.
Auch hier muss man unterscheiden, ob es sich um eine automatisch
arbeitende Amateurfunkstelle handelt oder nicht. Für automatisch
arbeitende Amateurfunkstellen gilt wie folgt:
Standortgebundenheit und Genehmigung
-
Für den Betrieb ist eine
gesonderte
Rufzeichenzuteilung
notwendig, die von der
Bundesnetzagentur
vergeben wird.
-
Der Betrieb ist ausschließlich an dem
fest zugeteilten Standort und nur unter bestimmten
Rahmenbedingungen erlaubt, die im Zuteilungsbescheid festgelegt
sind.
-
Vor der Genehmigung erfolgt eine
Verträglichkeitsuntersuchung bezüglich der vorgesehenen
Frequenz.
Technische und betriebliche Auflagen
-
Die Station arbeitet automatisiert und
darf ohne ständig anwesende Bedienperson Signale aussenden,
empfangen oder weiterleiten.
-
Es gelten spezielle technische
Anforderungen an die Geräte und deren Betrieb, wie etwa
Begrenzung unerwünschter Aussendungen und die Möglichkeit, die
Leistung jederzeit zu reduzieren.
-
Für bestimmte Betriebsarten (Relais,
Baken, Digipeater) können zusätzliche Auflagen oder
Einschränkungen gemacht werden (z.B. Frequenzpläne,
Betriebszeiten, Notfallbetrieb).
Befristung und Widerruf
-
Die Genehmigung ist stets befristet, in
der Regel auf 1, 3 oder 5 Jahre, und kann widerrufen werden,
besonders bei Störungen oder Regelverstößen.
-
Auflagen zur störungsfreien
Frequenznutzung werden regelmäßig überprüft und können angepasst
werden.
Dokumentationspflicht
-
Betreiber müssen auf Anforderung
technische Unterlagen und ggf. eine Skizze der Antennenanlage
der Regulierungsbehörde vorlegen können.
-
Alle Betriebsparameter wie Frequenzen,
Bandbreite, Antennenhöhe und Standort müssen im Antrag
detailliert angegeben werden.
Das macht die automatisch arbeitende
Amateurfunkstelle zu einer besonders regulierten und technisch
anspruchsvollen Form im Amateurfunkdienst.
Fazit
Einfach mal eben das eigene und
personengebundene Rufzeichen mit einer SSID zu versehen und für eine
automatisch arbeitende Amateurfunkstelle (MeshCom Node) zu
verwenden, geht also nicht. Sicher gibt es da einen "Graubereich",
in dem der Betrieb eines MeshCom Nodes "geduldet" wird, z.B. zu
Hause, bei einer kürzeren Abwesenheit. Sollte die Abwesenheit aber
länger dauern, dann ist der Node abzuschalten es sei denn, er ist
als automatisch arbeitende Amateurfunkstelle angemeldet und arbeitet
mit einem ausdrücklich dafür vorgesehenen Rufzeichen.
vy 73 de Jürgen
DL6WAB